NSA macht auf Schadensbegrenzung

17. Dezember 2013

Von Frank Herrmann, Basler Zeitung

Amnestie für Edward Snowden sei «denkbar»

Die National Security Agency (NSA) denkt erstmals laut über eine Begnadigung Edward Snowdens nach. Mit einer ungewöhnlichen Medienoffensive versucht der Abhörgeheimdienst nebenbei sein Image aufzupolieren. «Meine persönliche Meinung ist, dass es sich lohnt, darüber zu reden», sagt Richard Ledgett, die de facto Nummer zwei der NSA, als ihm der Fernsehreporter die Frage stellt, ob eine Amnestie denkbar sei. Im Gegenzug brauche man Garantien, dass noch nicht veröffentliche Dokumente aus dem Fundus Snowdens dauerhaft unter Verschluss blieben.

Wie die NSA das erreichen möchte, ist einstweilen ein Rätsel. Nach allem, was man weiss, hat Snowden das Gros seiner Dateien zwei Enthüllungsjournalisten übergeben, bevor er im Juni sein Versteck in Hongkong verliess und nach Moskau flog. Falls die Schlapphüte an einem Deal basteln, müssten auch die Journalisten einbezogen werden. Eine der offenen Fragen wäre, welche Kontrolle der 30-jährige Computerexperte überhaupt noch hat über seinen Datenschatz. Skeptiker sprechen denn auch eher vom Versuch der NSA, sich verspätet ins rechte Licht zu rücken, flexibler zu erscheinen, als es ihr Direktor Keith Alexander mit seinen kompromisslosen Sprüchen vom Hochverräter Snowden bis dato erkennen liess.

Ledgett gilt als gesetzt für den Stellvertreterposten, das höchste Amt, das ein Zivilist beim militärisch organisierten Abhörgeheimdienst bekleiden kann. Demnächst dürfte er John Inglis ablösen, den Vizedirektor, der Ende Jahr zurücktritt. Da auch der NSA-Chef Alexander im Frühjahr ausscheidet, könnten Ledgetts Gedankenspiele den Versuch einer halbwegs eleganten Schadensbegrenzung signalisieren. Folgt man seiner Version, dann sind von

den 1,7 Millionen Dokumenten, die Snowden in seinen Besitz gebracht haben

soll, einige der brisantesten noch nicht gedruckt worden. Würden sie durchsickern, so der Beamte, hätten Staaten wie China, Russland oder Iran eine Landkarte zur Hand, die genau zeigt, «was wir wissen und was wir nicht wissen» - «es wäre der Schlüssel zur Schatzkammer».

 

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